5 einfache Tipps für Beginner an der Drehscheibe

Bis es an der Drehscheibe so richtig rund läuft, braucht es einiges an Übung. Damit dir so wenig Tonklumpen wie möglich um die Ohren fliegen und du stattdessen tolle Becher, Schüsseln und co. an der Scheibe drehen kannst, will ich heute ein paar Anfängertipps für das Drehen an der Scheibe mit dir Teilen.

 

1.     Der richtige Ton


Wenn du schon online oder in einem Laden für Keramikbedarf Ton geshoppt hast, dann ist dir vielleicht schon aufgefallen, dass es eine riesige Auswahl an verschiedenen Tonsorten gibt.

Dabei wird nicht nur nach Brennfarbe und Brennbereich unterschieden, sondern vor allem auch nach dem Anwendungsbereich. Das ist also deine erste Spur; wenn du drehen willst, dann am besten mit Ton, der besonders für die Drehscheibe geeignet ist. Das bedeutet in der Praxis ein Ton mit wenig oder keiner Schamotte.

 

Schamotte ist dabei nichts anderes als gebrannter Ton, der zerkleinert und in den rohen Ton wieder eingearbeitet wird. Das gibt der Tonmasse bessere Stabilität, was besonders für Aufbautechniken, zum Beispiel dem Herstellen von Skulpturen, von Vorteil ist.

 

Beim Drehen ist Ton mit einem hohen Schamottanteil ziemlich unangenehm. Die Körner im Ton fühlen sich beim Drehen wie Schleifpapier an und deine Hände werden sich nach kurzer Zeit bemerkbar machen. Such dir zum Drehen also einen schamottfreien oder freinschamottierten Ton aus.

Tipp: Ich persönliche würde für den Anfang einen feinschamottierten Ton bevorzugen. Durch den Schamottanteil ist der Ton auf der Scheibe stabiler und gerät beim Drehen nicht so schnell aus der Form. Feinschamottierte Tone haben meist einen Schamottanteil von 20 – 25 % mit Körnungen von 0-0,2 mm.

 

Psst: Hier ein paar Tonsorten, die ich super finde: die Masse 930 von Georg & Schneider (eine weiße, feinschamottierte Masse mit Spots) oder die Masse WMBS von Sibelco (eine lederfarbene Tonmasse ebenfalls mit Spots aber ohne Schamotte).

 

2.     Die Töpfernadel


Töpfernadel

Es braucht nicht viele Werkzeuge an der Drehscheibe, aber eine Töpfernadel lohnt sich immer. Dieses kleine unscheinbare Werkzeug ist vor allem zu Beginn eine super Hilfe beim Überprüfen, wie dick der Boden des Gefäßes ist.

Im Idealfall sind die Wände und der Boden deines Gefäßes gleich dick. Zum Überprüfen der Bodendicke steckst du die Töpfernadel, nachdem du den Tonklumpen nach dem Zentrieren geöffnet hast, durch den Boden, bis sie die Töpferscheibe erreicht hat.

Nun kannst du sehen, wie dick der Boden deines Gefäßes ist. Wie bereits angedeutet ist die optimale Dicke abhängig von den Wänden deines Gefäßes, für den Anfang sind aber circa 5-6 mm ein gutes Maß, an dem du dich orientieren kannst.

Im Zweifel den Boden lieber etwas dicker lassen, dünner kannst du ihm beim Adrehen immer noch machen.

 

 

3.     Kopfüber trocknen und Abdecken


Hast du also ein paar schicke Stücke auf der Scheibe gedreht, ist jetzt das A. und O. , dass sie bis zum Abdrehen gleichmäßig trocknen. Das verhindert nicht nur Risse, sondern hilft dir auch dabei, im nächsten Schritt deine Stücke ohne Probleme abzudrehen.

 Zum Abdrehen sollte dein Gefäß sowohl am Rand als auch am Boden gleich trocken sein.

Der perfekte Zeitpunkt zum Abdrehen ist dann erreicht, wenn der Ton sich noch kühl anfasst und etwas feucht aussieht, allerdings bereits so stabil ist, dass du dein Gefäß ohne Probleme in die Hand nehmen kannst.

In diesem Zustand kannst du das Tonstück auf der Scheibe mit Tonwülsten fixieren, ohne dass es sich dabei verzieht. Der Ton ist außerdem fest genug, dass du tolle Formen mit dem Abdreheisen herausarbeiten kannst, ohne dass dir das Gefäß dabei zusammensackt.

 Wie funktioniert das also mit dem gleichmäßigen Trocknen? Mit zwei kleinen Tricks in Kombination klappt es kinderleicht: Dem Wenden und Abdecken mit Folie.

 Zum Wenden wartest du nach dem Drehen so lange, bis du das gedrehte Stück gerade anfassen kannst, ohne dass es sich verzieht (Zum Abdrehen wäre es allerdings noch zu feucht). Dann drehst du es um, sodass der Boden oben und der Rand unten ist. Danach deckst du alles mit einer Plastikfolie ab. Wie lange die Plastikfolie drauf bleibt, mache ich immer von den Außentemperaturen abhängig. Im Moment, wo es draußen kühl und feucht ist, reicht oft schon ein Tag.

Danach nehme ich sie ab und lasse alle Stücke ohne Abdeckung weiter trocknen. Im Winter kann man die Folie zum Teil auch weg lassen, aber im Sommer empfehle ich sie dir auf jeden Fall.

Tipp: Nicht schön, aber effektiv sind gelbe Säcke zum Abdecken.

Durch den dünnen Hals wurden diese Kerzenständer vor dem Abdrehen nicht gewendet, sondern nur mit Folie abgedeckt.

4.     Einlegplatten  


Einlegplatten sind ein echter Gamechanger! Für alle die sie noch nicht kennen, dabei handelt es sich um Holzplatten, die ihr auf der Scheibe befestigt (dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten). Diese Holzplatte hat dann in der Mitte eine Aussparung, in die kleinere Platten reingelegt werden können. Auf diesen Platten dreht ihr dann euer Gefäß, nehmt, wenn ihr fertig seid, die Platte samt Gefäß einfach heraus, legt eine neue ein und dreht weiter.

Einfacher geht es wirklich nicht und ihr erspart euch eine Menge Stress, denn sind wir mal ehrlich, die Stücke im nassen Zustand mit den Händen von der Scheibe zu holen funktioniert nur begrenzt. Spätestens bei weiten Schalen wird das Ganze eine sehr eierige Angelegenheit.

 Meine ersten Platten sind noch ganz rudimentär zu Hause bei meinem Papa in der Werkstatt aus alten Holzbrettern entstanden. Später habe ich mir dann ein Set bei Hartley & Noble bestellt, mit dem ich sehr zufrieden bin. Da die Firma allerdings in Großbritannien ist und wir nun mit Brexit zu tun haben, habe ich mich nach Alternativen für dich umgesehen und eine deutsche Firma gefunden, die solche Platten herstellt.

Bei Töpferholz in Hamburg könnt ihr euch Einlegplatten für eure Drehscheibe kaufen. Hier kommt ihr zu ihrer Verkaufsseite. (Ich hab sie leider noch nicht ausprobiert, also schreibt gerne in die Kommentare wenn ihr schon Erfahrung mit diesen Platten habt. :))

5.     Körperhaltung


 Der nächste und letzte Tipp ist vielleicht sogar der Wichtigste: die richtige Haltung. Dein Körper ist beim Drehen der stabile Anker und dein Powerhouse. Aber nur dann, wenn du die richtige Pose einnimmst.


Um den Ton auf der Scheibe zu kontrollieren, ist es wichtig, dass du deinen Körper über der Scheibe positionierst. So kannst du ordentlich Kraft aufbauen. Platziere zusätzlich deine Ellbogen entweder auf deinen Beinen oder auf der Wanne deiner Drehscheibe. Wenn deine Ellenbogen fest mit dir oder der Scheibe verankert sind, werden sie nicht vom Ton hin und her bewegt, sondern sie bewegen den Ton und zwar in die Richtung, in die DU ihn bewegen willst.


Zentrieren auf der Töpferscheibe

Das klingt erst mal einfach ist aber körperlich ganz schön anstrengend. Also gönn dir Pausen und wenn der Ton doch wieder macht was er will, kurz innehalten, ein- und ausatmen und neu positionieren. Übung macht den Meister.

Habt ihr noch andere Tipps, die euch beim Drehen helfen? Schreibt sie gerne in die Kommentare. :)











 

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